Megrelien - Land der tausend Quellen

An Wasser ist Megrelien überreich, und in seinen Niederungen fliesst und rieselt es nicht nur in unzähligen Bächen und Gräben, sondern es steht auch unbeweglich in umfangreichen Sümpfen. Die Natur ist schön in diesem feuchten Lande, und die Pflanzenwelt sucht ihresgleichen an Üppigkeit. Grün ist jede Spanne seiner Oberfläche und bunt und farbenreich im Frühling, der hier seltene Reize entfaltet..

Arthur Leist, deutscher Schriftsteller und Journalist, 1903

Megrelien (auch Samegrelo oder Mingrelien), ist eine historische Provinz im Westen Georgiens und liegt zwischen der Region Abchasien und dem Rioni Fluss und grenzt ans Schwarze Meer.

Nach dem Zerfall von Kolchis entstand das mingrelische Königreich Egrisi und bildete jahrhundertelang ein wichtiges politisches und kulturelles Zentrum Westgeorgiens.

Direkt am Schwarzen Meer gelegen hatten die Megrelen seit jeher Kontakte zu Griechenland und nahmen die Kultureinflüsse aus Europa am stärksten auf. Auf seinem Gebiet lag die griechische Handelskolonie Phasis und noch heute ist die Hafenstadt Poti (ehemals Phasis) der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Georgiens.

Vom 16.-19. Jahrhundert war Megrelien ein selbständiges Fürstentum, der megrelische Fürst trug den Titel "Fürst des Schwarzen Meeres", die Hauptstadt war Sugdidi.

Sugdidi, Verwaltungshauptstadt von Samegrelo

Sugdidi liegt am Enguri Fluss und war bis 1803 der Sitz der Fürstenfamilie Dadiani, die bereits im 13. Jahrhundert als mächtigste Herrscherfamilie Westgeorgiens galt. Vom einstigen Reichtum der megrelischen Fürstenlinie Dadiani zeugt der prächtige Dadiani Palast.

Der im 19. Jahrhundert errichtete Palast stammt von Achille Murat, einem Enkel von Napoleons Schwester Caroline Bonaparte, der 1868 die Tochter des letzten megrelischen Herrschers Salome Dadiani geheiratet hat. Im städtischen Museum von Zugdidi befindet sich als bedeutende Reliquie das bis 1453 in Konstantinopel aufbewahrte Gewand der Jungfrau Maria.

Das Volk der Megrelen

Megrelen sind oft blond und blauäugig und gelten als die Gefühlvollsten der Georgier, was sich besonders in ihren schwermütigen Volksliedern ausdrückt. Megrelische Lieder rühren tief ans Herz.

Ebenso wie die Swanen sind auch die Megrelen eine kartwelische Volksgruppe, deren Sprache Megrelisch zwar zur südkaukasischen Sprachgruppe gehört, sich aber vom Georgischen stark unterscheidet. In Georgien haben die Megrelen den Ruf, einer gepflegten Extravaganz.

Aus Megrelien stammen Georgiens erster Staatspräsident Swiad Gamsachurdia und dessen Vater Konstantin Gamsachurdia, einer der bekanntesten georgischen Schriftsteller.

Heute bildet Megrelien zusammen mit Oberswanetien die Verwaltungseinheit Samegrelo-Niederswanetien. Die Landschaft ist sehr vielseitig, sie reicht vom Hochgebirge im Innern der Region bis zu sumpfigen Feuchtgebieten, den kolchischen Niederungen am Schwarzen Meer.

Ein besonderes Reiseziel bildet der Kolcheti Nationalpark am Schwarzen Meer. Auf einer der Hauptflugrouten von Nordeuropa nach Afrika gelegen, kann man hier im Herbst Millionen von Zugvögel beobachten. Ein Paradies für Ornithologen und Naturliebhaber.

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